Gehört der Atheismus zu Deutschland?
Diese Frage hat in unserer Facebookgruppe rege Diskussion ausgelöst. Für die meisten war das selbstverständlich.
Für mich nicht. Ich sage ganz klar, der Atheismus gehört nicht zu Deutschland.
Vor zwei Wochen hatte ich hier bereits herausgestellt, ohne zunächst zu klären, was „gehört zu Deutschland“ überhaupt bedeutet, ist eine vernünftige Antwort nicht möglich.
Einfach alles, was es hier gibt, auch als dazugehörig zu erklären, hat sich als untauglich erwiesen.
Genau so untauglich ist das Verständnis, alles was wünschenswert wäre, gehörte zu Deutschland. Da dürften die Meinungen der Deutschen wohl sehr weit auseinander gehen und so eine treffende Antwort unmöglich werden.
Nur eins ist zielführend, als zugehörig zu Deutschland zu sehen, was uns zu dem gemacht hat, das wir heute sind. Dann geht es nicht um politische Verhältnisse, sondern um den Aufbau der Gesellschaft. Wir haben eine offene Gesellschaft, die auf die Stärke des Individuums und nicht auf die Unterordnung unter die Gruppe setzt. Es geht also um die Werte, die die geschaffen haben und erhalten sollen.
Die kommen ganz sicher nicht nur aus einer Quelle, aber aus einer ganz sicher nicht, aus dem Atheismus.
Gibt es, außer Gottlosigkeit, auch nur einen anderen Wert, den alle Atheisten der Welt teilen? Sicher nicht, denn Atheismus bietet keine Werte. Genau so wenig wie sein Gegenstück, der Theismus. Beide sind keine Weltanschauung, sondern lediglich Kategorien für für Weltanschauungen.
Und genau, wie sich unter Theismus die unterschiedlichsten auf Götterbasis einordnen lassen, so lassen sich unter Atheismus die unterschiedlichsten Weltanschauungen ohne Götter einordnen. Die gab es schon immer, angefangen von frühen östlichen Formen wie dem Janismus, dem Buddhismus und Daoismus über westliche, wie den Sophismus, den Epikurismus und die Stoa bis zum heutigen evolutionären Humanismus, wie wir ihn vertreten.
Diese Lehren bieten dann Werte, nicht die Kategorien, unter denen sie einzuordnen sind.
Unsere Gesellschaft heute ist geprägt von Aufklärung und Humanismus. Die haben die religiöse Prägung der Gesellschaft immer mehr zurück gedrängt und so ihre Entwicklung beschleunigt.
Nicht der Atheismus in seiner Vielfältigkeit gehört also zu Deutschland, sondern der Humanismus, auch, wenn mancher das ändern möchte.
Setzen wir uns dafür ein, dass es ihnen nicht gelingt.