Ein Gastbeitrag der Osnabrücker Crew
Argh, ihr Piraten und Freibeuterinnen!
Hört, was die OS – Crew auf ihrer letzten Kaperfahrt erlebte.
Es begab sich bereits im Jahre 2019 unserer Zeitrechnung, dass ‚ES‘ in seiner unendlichen Weisheit uns ein Zeichen sandte, wir mögen uns auf die Reise begeben, um einem wichtigen Treffen in Templin beizuwohnen. Neben diesem Treffen führte uns das Monster auch auf einen zwischen Wäldern und Wiesen angelegten Evolutionsweg. Welch eine zukunftsweisende Installation. Wir steckten voller Begeisterung unsere Köpfe zusammen, um darüber nachzusinnen, welche Gaben wir angemessen des Dankes darbieten sollten, jedoch – ach je – hatten wir weder Weihrauch, Myrrhe und keinesfalls Gold dabei. Dankesgaben der Ungläubigen, eines wahren Gläubigen ohnehin unwürdig. Dennoch sollte das Zeichen des Monsters nicht ungeachtet bleiben. Aus der anfangs nur angedachten Idee wuchs die Überzeugung, dass die Friedensstadt Osnabrück keinesfalls auf einen solchen Evolutionsweg wird verzichten können.
So blieb es unvermeidlich, die Segel zu setzen und eine Kaperfahrt zu beginnen, auf dass auch wir die Idee der Evolutionswege in die Welt tragen, sogar nach Osnabrück.
Doch wie alle Piraten wissen, können die Meere dieser Welt auch schwere Wasser und gewaltige Stürme hervorbringen. Tapfer und wagemutig verfolgten wir unerschütterlich unseren eingeschlagenen Kurs.
Nur sollte ‚ES‘ uns verlassen haben, oder unseren Glauben prüfen, denn all unsere Bemühungen, den zu entscheidenden Stadtrat von der Genialität unseres Vorhabens zu überzeugen, stellten sich uns immer wieder die Waffen der Macht entgegen. Wir ernteten nur Ablehnung und das Vorhaben wurde ohne jegliche nachvollziehbare Begründung abgewiesen.
Wir wollten das nicht einsehen und keinesfalls zulassen, das OS eine evolutionsweg-freie Zone bleiben sollte.
Obwohl uns in den jeweiligen Gesprächen und E-Mails immer versichert wurde, dass der Bischof, selbst als Mitglied des Stadtrates keinerlei Einfluss auf die Entscheidungsfindung genommen hatte, fiel es uns schwer, dieses einfach mal so hinzunehmen. Noch waren wir nicht bereit, die Segel zu streichen, vor den Stürmen zu kapitulieren und unseren Heimathafen ergebnislos wieder anzusteuern.
OH SIEHE:
Am 22.06.22 lüftete sich für uns, ein dem Stadtrat mit Sicherheit bereits länger bekanntes Geheimnis:
Der Universitätsstadt Osnabrück soll jetzt doch die Evolution nahe gebracht werden.
Denn eben an diesem Tage wurde hoch offiziell und peinlich aufzeigend durch die Neue Osnabrücker Zeitung verkündet:
Freue dich, oh Osnabrück, du Auserwählte, Einmalige, Gebenedeite, dem Bischof zur Gnade, dir wird ein Megaevent-Evolutionszelt errichtet, ein innovatives Erlebnis- und Edutainmentangebot mit echter Alleinstellung und enormem Marketingpotential (Original Zitat).
Nun, liebe Piraten und Freibeuterinnen, solltet ihr wissen, dass diese Location im Osnabrücker Zoo installiert werden soll, am Fuße von Elefantengehege und Orang-Utan-Anlage. Kaum zu glauben, für nur schlappe 4 Millionen veranschlagt. Bei einer so hohen Investition bleiben Fragen der wahren Intention offen.
Wir können liefern. Dieses ganze Projekt soll primär den sinkenden Besucherzahlen des Zoos entgegenwirken. Aus Sicht des Geschäftsführers ist das gesamte Vorhaben eine Lizenz zum Gelddrucken (gleichfalls Original Zitat).
Sprechen wir hier noch von einem Bildungsauftrag, oder denkbar von Kunst, oder kann das einfach nur weg?
So wird sich jeglicher Besuch als kostenpflichtig darstellen.
Hurra, ein Hoch auf den Kommerz!
Der aktuelle Eintritt beträgt 25,65 € für Erwachsene, schon jetzt eine erhebliche Hürde für alle einfach Interessierten, die nur die Evolution erfahren möchten.
Auch bleibt abzuwarten, in welch astronomische Dimensionen die Eintrittspreise ansteigen werden.
Wir bleiben davon überzeugt, dass die unentgeltlichen Besuche eines unserer Wege dem allgemeinen Bildungsauftrag entsprechen und eine sinnlichere Erfahrung der unterschiedlichen Erdzeitalter vermitteln.
Unsere erste Reaktion war das Verfassen des nachfolgenden Leserbriefes:
Osnabrücker, merkt auf!
Die Evolution soll euch näher gebracht werden?! Da sind wir voll einverstanden! Wir, die Gruppe Osnabrücker Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters, haben schon in den letzten Jahren versucht, der Stadt Osnabrück einen Evolutionsweg (ohne Nennung unseres Vereinsnamens) zu schenken. Uns ging es nicht um die Darstellung unserer Weltanschauung, sondern um die wissenschaftliche Darstellung der Evolutionstheorie. Als Weltanschauungsgemeinschaft fühlen wir uns dem evolutionären Humanismus verbunden, und unser Verein hat solch einen Weg schon in mehreren Städten wie z. B. Templin kostenlos der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Osnabrücker Stadtrat hat unser Angebot abgelehnt. Gegen ein Eventzelt mit VR-Brillen können wir natürlich nicht punkten. Aber, liebe Osnabrücker: 4 Millionen sind schon eine Hausnummer! Wie wäre es damit: unseren Weg unentgeltlich für die Stadtkasse und alle Bürger mit dem Anspruch auf einen komplexen Bildungsaspekt und für den Zoo eine Eventlocation zur Geldgeneration mit einem Holozelt zu einem anderen Thema. Unser Vorschlag wäre da ein virtuelles Stripteaselokal, das solvente Besucher – bei vergleichbarer kommerzieller Werbung – von nah und fern anlocken würde! Im Namen der Osnabrücker Pastafari
Stefan Spindelboeck
Marlies Fiedler
Pec Boysen
Dietmar Brandt
Nur wie zu erwarten war, sah sich die NOZ nicht aufgefordert, unseren Unmut aufzugreifen und veröffentlichte den Brief nicht!