Immer wieder wabern sie mal durch die Medien, die „christlichen Werte“. Manchmal wird behauptet, ohne sie und die Kirchen als ihre Hüter würde die Gesellschaft verfallen. Manchmal sollen sie angeblich die Grundlage unseres Grundgesetzes sein und manchmal sogar die Europas.
Was aber sind sie, diese christlichen Werte?
Ich verspreche euch, am Ende des Wortes wird es eine klare Antwort geben.
Welche Werte sind das eigentlich?
Lohnt es sich, bei den Kirchen nach der Antwort zu suchen?
Ein Ding der Unmöglichkeit, denn deren Zahl ist Legion.
Lohnt es sich, bei den Christen und ihrem Verhalten zu suchen?
Das wäre ein noch unmöglicheres Unterfangen. Es gibt keine homogenen Gruppen, selbst dort nicht, wo sie eine totalitäre Ordnung versucht, homogen zu machen. Es gibt also noch sehr viel mehr unterschiedliche Auffassungen von christlichen Werten bei den Gläubigen, als bei den Kirchen.
Es bleibt daher nur der Versuch, sich an den Schriften zu orientieren. Auch da gibt es viele, am verbreitetsten ist aber die Bibel.
Welcher Teil der Bibel aber, das alte oder das neue Testament? Die 10 Gebote oder die Bergpredigt? In letzterer stellt Jesus höchstselbst gleich am Anfang klar: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.“
Gilt also beides?
Schon innerhalb des jeweiligen Testaments gibt es genügend Widersprüche. Nehmen wir mal Jesus. Auf der einen Seite fordert er nicht nur Nächsten-, sondern sogar Feindesliebe, auf der anderen greift er zur Peitsche, um die Händler aus dem Tempel zu vertreiben.
Was für ein Durcheinander und welche Beliebigkeit würde es geben, wenn man die Widersprüche der beiden Testamente noch zusammen nimmt.
Jesus war ein Weltuntergangprophet. Er war der Meinung, noch zu Lebzeiten seiner Jünger würde die Welt untergehen, um dem Reich Gottes auf Erden Platz zu machen. Deshalb denke ich, seine Regeln sind auch ganz genau für diese Situation gedacht und keinesfalls für die Ewigkeit.
Bleibt also das alte Testament und damit die 10 Gebote. Obwohl es für meine Endaussage, was christliche Werte sind, nicht unbedingt nötig ist, ist es sicher nicht uninteressant, noch einmal darauf ein zu gehen. Wem das zu viel Text ist, der scrollt einfach durch.
1. Gebot
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Klarer Verstoß gegen GG Art. 4
Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
2. Gebot
Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen.
Da gehts um Fluchen und so. Ist laut Grundgesetz nicht verboten. Das kümmert sich gar nicht drum. Also verstößt diese Forderung selbst gegen das Grundgesetz.
Zeitweilig hieß auch: Du sollst dir kein Bild machen. Ein Verstoß gegen GG Art. 5. Demnach kann jeder seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei äußern.
3. Gebot
Du sollst den Feiertag heiligen.
Verstoß gegen GG Art 12 zur freien Arbeitsplatzwahl. Also auch zu solcher, die an Sonn- und Feiertagen Arbeit erfordert.
Auch sonst wird wohl niemand ernsthaft fordern können, dass ich an Feiertagen nichts arbeite, privat im Garten oder im Haushalt.
4. Gebot
Du sollst Vater und Mutter ehren
Davon steht nichts im GG und es gilt zunächst, was dort nicht verboten ist, ist zunächst erlaubt. Wer also verbieten will, seine Eltern nicht zu mögen, verstößt damit gegen das GG.
Auch sonst wird wohl niemand verlangen können, das Kinder die von ihren Eltern vernachlässigt, geprügelt, vergewaltigt, auf den Strich geschickt oder sonst missbraucht wurden trotzdem Vater und Mutter ehren sollen.
Es ist übrigens interessant, dass es in der ganzen Bibel nicht einmal die Aufforderung an die Eltern gibt, ihre Kinder zu ehren.
5. Gebot
Du sollst nicht töten.
Mag erst mal als grundsätzliche Einstellung gelten können. Aber eben nicht als absolutes Gebot.
Im deutschen Recht ist ausdrücklich geregelt, dass in Fällen von Selbstschutz oder Schutz von anderen (Notwehr und Nothilfe) auch getötet werden darf, wenn anders dieser Schutz nicht erreichbar ist.
Auch sonst lohnt es sich darüber nachzudenken, für wen das eigentlich gelten soll. Auch für Tiere? Auch für Feinde? Nee, da spricht die Bibel eine andere Sprache. Alle diese Regeln galten immer nur innerhalb der eigenen Gruppe, also der Juden, später Christen selbst. Nie nach außen.
6. Gebot
Du sollst nicht ehebrechen.
Ist schon ewig nicht mehr strafbar, nicht mehr noch als Scheidungsgrund möglich, da die ja inzwischen ohne Schuldfrage geregelt wird.
Auch sonst ist es wohl reine Theorie zu fordern, dass dort, wo Eheleute sich gegenseitig tolerieren, Seitensprünge zu unterlassen. Oder dort wo Ehen zu ende gehen, wo sie gescheitert sind aber aus gesellschaftlichem Druck oder anderen Gründen nicht gelöst werden können, trotzdem noch sexuelle Treue zu fordern.
7. Gebot
Du sollst nicht stehlen
Wieder wie beim 5. erst mal nicht falsch. Was aber, wenn z.B. ein Attentat vorbereitet wird und ich im letzten Moment den Zünder aus der Bombe klaue? Mag jetzt etwas konstruiert klingen, aber auch hier sind Ausnahmen denkbar die Stehlen rechtfertigen. Mundraub gehört dazu. Der wird sogar in der Bibel selbst gestattet. (Dtn 23,25 EU)
8. Gebot
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden …
Hurra, hier haben wir endlich mal eins, das wirklich gilt.
9. Gebot
Du sollst nicht begehren deines nächsten Haus
Na, warum denn nicht. Vielleicht will der ja gerade verkaufen und wäre echt froh, einen Interessenten zu finden. Eine völlig sinnlose Regel.
10. Gebot
Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh und alles, was dein nächster hat.
Da finde ich es schon mal ne ganz unverschämte Frechheit, in welches Umfeld hier die Frau gestellt wird. Alles übrige sind doch ganz klar Sachen, die in jeder modernen Wirtschaft ebenso wie bei 9. alles über Geld und Absprachen geregelt wird. Aber so wurde die Frau halt damals gesehen, als eine Art Eigentum.
Knecht und Magd haben das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl.
Aber auch die Frau das Recht sich nach einem anderen Mann umzusehen, wenn ihr der eigene nicht mehr der Rechte ist.
Vielleicht sind das ja wirklich die oft beschworenen christlichen Werte. Aber warum soll der Rest des AT nicht gelten, und in wird u.a. aufgefordert, die Kinder von Feinden an Steinen zu zerschmettern oder die eigenen zu steinigen, wenn sie ungehorsam sind. Vielleicht sind das die christlichen Werte?
Vielleicht, vielleicht…. Ich hatte euch oben versprochen, eine eindeutige Antwort zu geben, was christliche Werte sind.
Hier ist sie:
Christliche Werte sind bedeutungslos.
Das ergibt eine Untersuchung zum Ethikunterricht. Die weist verschiedene Auswirkungen dieses Unterrichts auf die Gesellschaft nach. Sie weist aber auch nach,
einen Einfluss auf ethisches Verhalten oder ehrenamtliche Tätigkeit gibt es nicht.
Für mich ist das wenig überraschend. Die „guten“ christlichen Werte sind nicht wirklich welche. Sie sind und waren schon lange vor und außerhalb des Christentums üblich. Für die braucht es keine Religion. Es ist im Gegenteil so, ohne Religion funktioniert die Gesellschaft deutlich besser, da die „schlechten“ und unsinnigen Werte des Christentums sich dann nicht negativ auswirken können.
Zu diesem Thema und der Geschichte des Christentums empfehle ich folgende Lektüre: Abermals krähte der Hahn von Karlheinz Deschner.
Fundiert und detailreich zerpflückt Deschner sämtliche christlichen Mythen. Wer es noch ausführlicher mag, nimmt sich die 10 bändige
Kriminalgeschichte des Christentums vom gleichen Autor vor.
Eine sehr gute Empfehlung und sehr gut zu lesen. Deshalb ein hervorragender Einstieg in die Thematik.