Man traut sich wieder. Immer mehr tun das auch nach dem pastafarianischen Ritus. Warum auch nicht? Schließlich ist der vom Staat genau so anerkannt, wie die katholische und evangelische Trauung. Rechtsfolgen haben alle nicht, ein schönes Zeichen der Gleichberechtigung.
Um Gleichberechtigung ging es irgendwie auch bei der Trauung von Barbara, genannt auch Barbarilla, die schlanke Nudel und Marco, bekannt als Bruder Nulie. Katholikin Barbara und Pastafari Marco hatten sich geeinigt, dass ihre beiden Religionen gleichberechtigt in ihrem Leben vorkommen sollen. Deshalb gab es nach der katholischen Trauung nun auch die pastafarianische.
Die katholische Trauung, so wurde mir berichtet, war ziemlich gut. Ein pensionierter Franziskaner, der sich selbst Nikolaus nennt, weil er den immer für die Kinder spielt, hat das für katholische Verhältnisse ziemlich locker und flott gemacht. Ich stand also etwas unter Druck, weshalb ich mich die letzten Momente, bevor die Gäste eintrafen, noch einmal mit den Texten beschäftigt habe.
Ihr seht, die Feier fand in einem würdigen Rahmen statt. Die säkularisierte Martinikirche in Moringen bot ein phantastisches Ambiente, sowohl in der Kirche als auch im Außenbereich. Bräutigam Marco hatte die Organisationshoheit. Die hat er voll gemeistert und dank einem phantastischen Team von Helfern aus dem Freundeskreis sollte es ein Abend werden, der ringsum gelungen war. Aber noch war es nicht so weit.
Erst einmal wurde der Ort für die Trauung gesucht und in einem räumlichen „Nachbau“ der Kirche, der aus Hecken und Bäumen bestand, gefunden. Die Zeremonie fand direkt vor dem Altar statt, die Gäste saßen und standen dort, wo sonst auch die Kirchbänke stehen. Nachdem die platziert waren, zogen wir ein.
Der Nudler voran, danach die Trauzeugen, die dem Brautpaar mit einem Nudelholz, dass sie hinter sich herzogen, symbolisch den Weg ebneten. Barbara und Marco folgten in ihren Rollis und den Abschluss bildete Elli Spirelli.
Die Zeremionie folgte unserem Standard. Erst musste der Ehefähigkeitstest bestanden werden, bei dem der Bräutigam mit einem Spaghetti im Mund zielsicher mehrere Penne aus dem Mund der Braut auffädeln musste. Erst nachdem das erfolgreich bestanden wurde, konnten die Gelübde abgelegt, Buhlschaft getrunken, die Ringe getauscht und die Schwertarme mit einem Tau verbunden werden. Endlich hieß es dann: “ Besiegelt nun mit einem Piratenkuss, der mindestens so lange dauern sollte, wie nun die Musik läuft, euren Bund.“
Irgendwie schienen die beiden gar nicht gehört zu haben, dass die schon vorbei war. Aber dann war doch alles gelaufen, wir zogen wieder aus der grünen Heckenkirche aus und alle stürmten die Gulaschkanone. Natürlich gab es Nudeln, wahlweise mit Gulasch oder Blumenkohl-Sahnesoße. Es gab Tanz von einem DJ, der wirklich noch Platten auflegte, es gab viele nette Gespräche und alle waren sehr zufrieden. Am Ende des Abends kam sogar noch Franziskaner Nikolaus zu mir uns stellte sich vor. Es wurden Witze mit ihm und seinen Leuten gewechselt und auch die Katholiken hatten Gefallen an der Hochzeit.
Am nächsten Morgen, wir hatten im gleichen Hotel übernachtet, begegnete ich Nikolaus, der noch immer im vollen Piratenornat war, an der offen Tür. Vor der standen Barbara und Marco mit ihren Rollis. Mit Blick auf sie meinte ich, es wäre doch toll für die beiden gewesen, dass sie nun zwei schöne Hochzeiten hatten. Nach der Lockerheit am Vorabend verblüffte mich Nikolaus` Antwort: „Wieso zwei Hochzeiten?“
Dann aber ging mir ein Licht auf. Er hatte ja völlig Recht. Es gab nur eine Hochzeit, die standesamtliche. Die beiden anderen waren einfach nur Folklore.