Angeblicher(?) Pastafari mit Nudelholz – meint Wikipedia


ein Gastbeitrag

Enzyklopädisches Wissen für die Ewigkeit

Wikipedia wäre wohl nicht das größte Lexikon der Welt, wenn dort nicht die „beste Religion“ und die „vermutlich wahrste Theorie, die in der Geschichte der Menschheit aufgestellt wurde“ (Bobby) verzeichnet worden wäre. Wir Pastafari freuen uns daher gemeinsam mit allen rechtschaffenen Wikipedianern, dass unter dem Lemma Evangelium_des_Fliegenden_Spaghettimonsters unser Bobbyevangelium vor bald einem Jahr Eingang gefunden hat und heute zum akzeptierten Wissensbestand gehört.

Die große Bedeutung des Werkes bemisst sich für uns bekanntlich daran, in welch vollendeter Form Prophet Bobby Henderson im Evangelium das öffentliche Wirken des Fliegenden Spaghettimonsters (FSM) darstellt und dessen Göttlichkeit, Schöpferkraft und Mannigfaltigkeit verkündigt. In der Religionsgeschichte wurde das Bobbyevangelium daher schon sehr frühzeitig als „Pasta-Bibel“ eingeordnet. Dieser Vergleich ist keineswegs zu hoch gegriffen. In tiefer Demut dürfen wir zur Kenntnis nehmen, dass auf Wikipedia SEINE Nudeligkeit heutzutage häufiger aufgerufen wird als Jesus – an manchen Tagen.

Zwischen Wissensblüten und Stockschlägen

Aber nicht alles in der virtuellen Welt des Wissens ist schön. Wir haben es mit viel Unwissen zu tun. So sind die Zitate in den ersten beiden Absätzen zwar so wahr, wie sie mit Quellen belegt sind. Jedoch fielen beide Zitate gezielten Löschaktionen von erklärten Andersgläubigen zum Opfer. Das Gute an Wikipedia: man sie wieder eintragen und die Löscher zur Darlegung ihrer Gründe auffordern. Denn es geht hier nicht um Glauben, sondern Wissen.

Unser Weg des Wissens und des Zweifels bleibt zweifelllos hart und steinig. Manche Wikipedianer schreiben sich immer wieder sehr in Rage, beschimpfen uns und unser Evangelium in grob anstößiger Weise als „Unfug“ und „zusammengequirlter Bullshit“ oder haben ihre abwertende Absicht erklärt, gleich den gesamten Eintrag zu löschen. Aber keiner der Verblendeten und der Zauderer hatte damit je Erfolg. Ein vermutlich im normalen Leben sehr umgänglicher Zeitgenosse, der sich als „eher liberal gesinnter Christ“ bezeichnet, brachte in leicht irritierender Weise sogar Körperstrafen wie „zwei Dutzend Stockschläge“ in die Diskussion ein. So wächst neben dem Haupteintrag stetig auch die lesenswerte Dokumentation auf der Diskussionsseite. Ein wahres Biotop unserer Zeit.

Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und Bobby

Zu Beginn wurde oftmals kritisiert, dass sich der Eintrag des Bobbyevangeliums zu intensiv mit der Entstehungsgeschichte, Inhalt, Stil, Rezeption und vielem mehr auseinandergesetzt habe.

Aber der Grund ist einfach: die Messlatte der Wikipedia-Artikel zu den anderen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) in diesem Bereich liegt sehr hoch. Keiner fragt hier: Warum gibt es vier? Hätte nicht eins ausgereicht? So wie beim bescheidenen Bobby. Dennoch wurde selbst die Einstufung als Evangelium in der Kategorie „Evangelium“ unserem Evangelium verweigert.

Es bleibt unverständlich, dass folgende gut belegte Passage entfernt wurde: „Das Bobbyevangelium[1] wurde – entgegen den Zeugnissen anderer Evangelien des frühen ersten Jahrtausends[2] – nicht anonym überliefert, sondern Anfang des dritten Jahrtausends unter US-amerikanischen Copyright-Regelungen von Bobby Henderson in New York City bei Villard Books, einem Imprint von The Random House Publishing Group, welche wiederum eine Abteilung von Random House, Inc. ist, der Welt zugänglich gemacht. Es ist typisch für dieses Evangelium aus jüngerer Zeit, dass der Verfasser, bzw. die Verfasser eindeutig benennbar sind.[3][4] Zu der Zeit der Niederschrift des Evangeliums war der Verfasser nach Verlagsangaben ein Vollzeitprophet.[5]“

Die Genese und Exegese bedürfen zweifelsohne noch weiterer Forschungen und Publikationen. Kritisch müssen wir – an unsere eigene Adresse gerichtet – anmerken: auch zur Sprache und zum Stil des Evangelisten Bobby steht die Forschung noch am Anfang. Gleichwohl ist Folgendes seit längerem schon gesichertes enzyklopädisches Wissen:

„Der Autor nutzt vorrangig beschreibendes Imperfekt und Plusquamperfekt, historisches Präsens und prophezeiendes Futur. Die Sätze sind in der Regel parataktisch aneinandergereiht und durch die Partikel (aber, und) miteinander verbunden. Peripetien werden oft durch die Verwendung des erzählenden Präsens und eine Prädikat-Subjekt-Satzstellung markiert, wenn er auf göttliche Offenbarungen oder die Rolle von Piraten eingeht. Typisch für den Stil sind ferner der bestimmte Artikel bei Eigennamen („das FSM“). Im Rückgriff auf die religiöse Literaturgeschichte bedient er sich insbesondere im reichen Fundus der Septuaginta. Hier greift er insbesondere die biblische Entstehungsgeschichte der Welt und theologische Begriffe auf, die er in sein Evangelium einbaut (vgl. Sonne, Mond, Sterne, Eden, Sintflut, Turmbau). Generell berichtet Bobby aus der Sicht eines auktorialen Erzählers; nur im Vorwort, den abschließenden Worten und der Danksagung wendet sich der Autor in der Ich-Perspektive an seine Leser. Er hat sein Buch in einem episodisch-anekdotischen Stil aufgebaut. Der Autor selber weist zu Beginn darauf hin, dass es „zahlreiche Lücken und Widersprüche“ enthalte, als missionarisches Stilmittel „vielleicht sogar dreiste Lügen und Übertreibungen“.

Es dürfte jeden Pastafari erfreuen, dass sich das Bobbyevangelium aus Sicht der Wikipedianer auf dem Niveau des Markusevangeliums bewegt, zu dem es auf Wikipedia heißt:

„Aus der Septuaginta greift er insbesondere theologische Begriffe auf, die er in sein Evangelium einbaut. Daneben finden sich bei ihm zahlreiche Latinismen. Die Sätze sind in der Regel parataktisch aneinandergereiht und durch die Partikeln δέ de (aber) und καί kai (und) miteinander verbunden. Peripetien werden oft durch die Verwendung des erzählenden Präsens und eine Prädikat-Subjekt-Satzstellung markiert. Typisch für den Stil sind ferner der bestimmte Artikel bei Eigennamen sowie eine starke Monotonie bei Verben des Sprechens. Generell berichtet Markus aus der Sicht eines auktorialen Erzählers; er hat sein Evangelium in einem episodisch-anekdotischen Stil aufgebaut.“

Neutralität, Wissenschaftlichkeit und Sachlichkeit 

Wenn wir die Einträge sämtlicher Evangelien im Hinblick auf Neutralität, Wissenschaftlichkeit und Sachlichkeit überprüfen müssen wir feststellen, hier wird mit verschiedenen Ellen gemessen.

Während es zu Jesus heißen darf: „Gleichzeitig wird so seine Messianität und Gottessohnschaft verkündigt“, wurden belegte Aussagen zu SEINER “Göttlichkeit“ und SEINER „Schöpferkraft“ schlechthin ohne Angabe von Gründen getilgt.

Während dieses auf Wikipedia als enzyklopädisches Wissen der Welt bleiben darf: „Markus stellt die menschliche Seite Jesu deutlich in den Vordergrund: Jesus wird zornig und traurig (3,5 EU), hat Hunger (11,12 EU), ist müde (4,38 EU), herzt Kinder (10,16 EU), kennt Todesangst (14,33f EU)“ (hier), wurde jenes gelöscht: „Der Autor stellt neben der übernatürlichen (göttlichen) Seite des FSM auch dessen menschliche Seite deutlich in den Vordergrund: Das FSM wird als müde[12], ausgeruht[13], durstig[14], hungrig[15], vergesslich[16], verwundert[17] und einsichtig[18] beschrieben.“ (hier)

Dabei ist es vollkommen unstrittig und in den genannten sieben Einzelnachweise belegt, dass SEINE Nudeligkeit sich uns im Bobbyevangelium als müde, ausgeruht, durstig, hungrig, vergesslich, verwundert und einsichtig offenbarte – ebenso wie Jesus laut Markusevangelium als zornig, traurig, hungrig, müde, kinderherzend und ängstlich.

Die Beispiele ließen sich fortführen.

Was tun?

Fordern wir Gleichstellung mit den anderen Evangelien auf Wikipedia. Wer Zeit und Lust hat, kann vielleicht sogar an der Enzyklopädie mitarbeiten – auch wenn wir dafür immer mal wieder kurz vom Biervulkan unseres Herrn ablassen müssen. Dass sie die “Relevanz” unseres Evangeliums in Abrede stellen, IHN mit Begriffen wie “Unfug” erzürnen wollen, oder belegte Aussagen zu SEINER “Göttlichkeit“ und SEINER „Schöpferkraft“ schlechthin ohne Angabe von Gründen tilgen, könnte euch dazu ermutigen.
Wenn ihr das macht, vergesst nicht, wie wichtig Rationalität und Realität ist. Behauptet nichts, wofür es nicht glaubwürdige Belege gibt. Pastafaris sind geborene Enzyklopäden. Ihr müsst wissen, was Ihr glaubt.

Meint euer
Joseph Capellini