Vor einiger Zeit hatten die Österreicher angefragt, ob ich nicht einmal einen Gastbeitrag für ihre Seite schreiben könnte. Das hatte ich fast vergessen, als mir dort ein Beitrag zur Taufe unter die Augen kam. Der bot so richtig Stoff zur Erwiderung und meine Antwort kam ganz gut an. Weil wohl die wenigsten von euch dort mitlesen, stelle ich ihn nun auch noch mal bei uns ein.
Es war Gabis „Wider die Taufe“, die mich daran erinnert hat, dass ich mal einen Artikel für euch schreiben sollte. Weil ich das ganz anders als Gabi sehe, war das der willkommene Anlass, es nun endlich zu tun.
Wichtig ist sich klar zu machen, wir gehen natürlich beide von sehr unterschiedlichen Voraussetzungen aus. Während wir um unsere Anerkennung als Weltanschauungsgemeinschaft kämpfen und dabei offen zugeben, die Satire vom FSM ist nur ein Mittel zum Zweck, kämpft ihr um eure Anerkennung als Religion und müsst euch dementsprechend verhalten. Während wir als ganz locker mit der Taufe umgehen können, ist ja eh nur irgendwelches Gebrabbel, müsst ihr das vielleicht anders sehen. Trotzdem könnte das Folgende auch für euch interessant sein.
Ursprünglich dachte ich ähnlich wie Gabi. Als mich jemand bat, seinen Sohn zu taufen, war ich überhaupt nicht davon angetan. Weil es aber um unseren stellvertretenden Vorsitzenden (wir haben noch nicht solche schönen Namen für unsere gesetzlich Handelnden wie ihr) ging, war ein Kompromiss angesagt. Der bestand darin, dass unsere Taufe mit dem 14 Lebensjahr automatisch erlischt. Logisch völlig unnötig, denn unsere Taufe hat ja keinerlei Konsequenzen, weder rechtlich noch kirchlich.
Die Feier war dann richtig schön. Bruder Nudelwasser hatte sich viel Mühe gegeben, ein tolles Taufkissen zurecht gezaubert und ein noch tolleres Spaghettimonster gebaut. Das haben wir heute noch.
Es war die erste Zeremonie, die wir durchgeführt haben, und wir haben gemerkt, Zeremonien machen Spaß, stärken den Zusammenhalt und man kann die Kirchen und ihre Zeremonien so richtig schön parodieren.
Das wären schon die ersten Punkte, die für die Taufe sprechen.
Rituelle Kindstaufen hatten wir seit dem nicht mehr, aber wir haben die Erwachsenentaufe eingeführt. Auch die verstehen wir als Parodie. Sie unterscheidet sich in zwei Punkten ganz wesentlich von der christlichen Taufe:
Sie erfolgt nicht mit Wasser, sondern mit Bier von Seinem Biervulkan und sie erfolgt nicht von außen, sondern von innen.
Ihr versteht, was ich meine?
Das besonders praktische daran, man kann sich auch ganz alleine taufen. Natürlich macht es in Gemeinschaft viel mehr Spaß, weshalb es bei uns auch Massentaufen gibt. Bei unserem diesjährigen Treffen in Osnabrück werden wir heftig zuschlagen.
Der wichtigste Punkt für mich, kräftig zu taufen, ist mir erst vor kurzem aufgegangen. Da habe ich erfahren, die offiziell anerkannte Neuseeländische Kirche hat Schwierigkeiten mit den Saufboldvorstellungen von Stripperfabrik und Biervulkan. Bilder von weiblichen vollbusigen Piratinnen sind beleidigend und ihr Monster ist so geschlechtsneutral, dass es keine Bälle und kein Fleisch mehr hat, sondern nur noch 100% Kohlehydrate. Gleichzeitig wird bedauert, dass manche da nicht mitziehen, noch in den 50gern hocken und das normal finden.
So kann man denken, aber, und das ist der Punkt, nur wenn man sich auch wirklich als Religion sieht. Dann möchte man besser sein und den anderen Religionen zeigen, wie es gehen könnte.
Wenn man sich jedoch eher als Satire versteht, muss man es genau umgekehrt machen. Dann muss man noch einen drauf setzen um zu zeigen, was Religion ist. Dann muss man die überbieten, indem man statt 72 Jungfrauen eine Stripperfabrik bietet und statt einem Harfenorchester einen Biervulkan. Dann muss der Gott richtig dicke Fleischbällchen haben und dann haben auch Taufen und andere Riten ihren Sinn.
Diese Riten müssen allerdings immer auch Parodien sein. Fangen wir an, eigene Riten zu entwickeln, unseren Himmel von Stripperfabrik und Biervulkan zu befreien und unseren Gott, das Monster, gendergerecht und vegan zu machen, verlassen wir die Satire und fangen an, uns wirklich zur Religion zu entwickeln und uns als solche ernst zu nehmen.
Was die Gesellschaft braucht ist aber nicht mehr, wenn auch bessere, Religion, sondern möglichst wenig bis gar keine.
Das meint jedenfalls euer
Bruder Spaghettus.