ein Gastbeitrag von Josi S., LiA in Leipzig  

Als Lehrerin in Ausbildung im Fach Ethik habe ich schon viele Fachdidaktikseminare besucht, doch das vergangene Seminar am 03. Juni 2024 wird mir besonders im Gedächtnis bleiben. Anlass war der Besuch von Bruder Spaghettus, einem Vertreter der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V.. In Begleitung seiner Frau, Elli Spirelli, erhielten wir nicht nur eine Einführung in die Glaubensinhalte dieser satirischen Religion, sondern durften von einem Piratenkopftuch geschmückt eine Nudelmesse durchführen.

Bruder Spaghettus, der wie seine Frau auch als Pirat gekleidet vor uns stand, begann seine Präsentation mit einer Einführung in den Pastafarianismus.
Diese 2005 von Bobby Henderson ins Leben gerufene Religion entstand als Reaktion auf die Entscheidung des Schulbezirks von Kansas, den „Intelligent Design“-Ansatz im Biologieunterricht zuzulassen. Mit Humor und scharfsinniger Ironie wurde uns erklärt, dass der Pastafarianismus und somit die Glaubenssätze des Fliegenden Spaghettimonsters die Absurdität religiöser Dogmen zu verdeutlichen versuchen. Dabei betonte Bruder Spaghettus, dass der Pastafarianismus nicht als Angriff auf individuelle Glaubensüberzeugungen gedacht ist, sondern als Kritik an der Einmischung von Religion in wissenschaftliche und staatliche Angelegenheiten zu verstehen ist.


Der Höhepunkt des Seminars war zweifellos die Nudelmesse. Mit einer Mischung aus absurder Ernsthaftigkeit und augenzwinkerndem Humor zelebrierten Elli Spirelli und Bruder Spaghettus die Zeremonie, bei der das traditionelle „Zutschen“ von Nudeln nach einem pastafarianischen Gebet die zentrale Rolle spielte und welche mit der Akklamationsformel „Ramen“ statt „Amen“ abgeschlossen wurde.

Der Fokus des Seminars, die Auseinandersetzung mit Religionskritik, wurde abgerundet von einem sehr spannenden Vortrag von Maximilian Steinhaus von der Giordano-Bruno-Stiftung. Insbesondere die Zehn (An)Gebote des evolutionären Humanismus, die ethische Richtlinien für das 21. Jahrhundert darstellen sollen, sorgten unter den Referierenden und uns Lehramtsanwärtern für rege Diskussionen, welche uns in unserer Tätigkeit als Ethiklehrende nachhaltig beschäftigt. Das kritische Hinterfragen von Dogmen, ohne individuelle Glaubensüberzeugungen zu verletzen, so jedoch verschiedene Perspektiven auf Religionen und Glauben zu vermitteln und zu fördern, ist spätestens nach diesem Seminar ein wesentliches Lernziel unseres Unterrichts geworden.

Das Fachdidaktik-Ethik/Philosophie Seminar mit Bruder Spaghettus war eine wertvolle und unvergessliche Erfahrung. Es zeigte eindrucksvoll, wie Religionskritik auf kreative und respektvolle Weise im Unterricht thematisiert werden kann.

In diesem Sinne verabschieden wir uns mit einem herzlichen „Ramen“.