Eigentlich ist es das schon längst, als Projektarbeit, als Fachreferat, sogar ein Berufskolleg wurden schon geentert und auch ich selbst gehe gern mal in den Unterricht. Sogar das eine oder andere Arbeitsblatt für Lehrer gibt es bereits. Richtig rund wird die Sache aber erst jetzt.
Am Sonntag gab es in Templin eine Nudelmesse mit acht FSJlern der Berliner Stadtmission. Dieses ungewöhnliche Treffen hatte Martin Victor-Nudow angeregt. Der dreht gerade für das Medieninstitut der Länder den Lehrfilm „Glaube und Denken“.
Der Kameramann war schon etwas eher angereist, um den passenden Ort für die Messe auszusuchen und seine Technik vorzubereiten.
Wegen Corona war klar, die Messe muss im Freien stattfinden. Sehr günstig war, dass alle aus einem „Haushalt“ waren uns so zumindest untereinander der Abstand kein Problem war. Wahrscheinlich war davon auszugehen, dass der weltanschauliche Abstand zwischen der Gruppe und unserer Kirche war doch etwas größer war. Das war jedoch keine Problem. Als ich gleich bei der Ankunft um die Erlaubnis bat, von dem Treffen Bilder für einen Bericht machen zu dürfen, haben sofort alle zugestimmt. Bei der Besichtigung des Altarraumes gab es erstes Kichern und als ich anschließend Dreispitze austeilte, wurden auch die aufgesetzt. Damit der Kameramann noch etwas Zeit hatte, gab es erst mal eine kleine Führung über das Grundstück.
Letztlich war auch der soweit und kam mit seiner Kamera zur Gruppe.
Elli Spirelli hat natürlich nicht nur die Fotos gemacht, sondern auch schon den Freiluftaltar vorbereitet. Während ich letzte Vorbereitungen für die Messe getroffen habe, haben es sich die FSJler mal kurz gemütlich gemacht.
Die Messe begann, wie immer, mit einem kurzen Werbeblock für das Pastafaritum. Danach kam die Lobpreisung unser Reliquien.
Danach waren alle so weit, gemeinsam mit mir das Glaubensbekenntnis abzulegen. Natürlich hatte ich vorher auf unsere Gott-zurück-Garantie hingewiesen.
Bei unserem Lied „Ein bissfest Burg ist unser Gott“ waren die Gäste deutlich melodiesicherer als ich. Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte nicht mitgesungen.
Gab es bisher schon immer mal ein Schmunzeln oder Begeisterung, als die vielen kleinen Nudelhölzer an unserem Banner entdeckt wurden, wurde es jetzt richtig heiter. Das lag wohl an den Versuchen, beim Abendmahl die nudligen Anhängsel möglichst sicher in den Mund zu bringen. Anders als sonst habe ich die nicht in den Mund gelegt, sondern es war Selbstbedienung angesagt.
Die gabs auch beim Bier von Seinem Biervulkan.
Ich hielt mich in respektvoller Entfernung, füllte die Gläser und sprach die Abendmahlsformel.
Die richtige Handhaltung genau wie das Ramen als Antwort hat von Anfang an gut geklappt.
Nach der Messe kam der für mich interessantere Teil, die Diskussion mit den Gästen. Bei den Inhalten ging es um die vornehmliche Nichtbeweisbarkeit der Nichtexistenz von Gott/Göttern, um die Frage, ob wir auch so caritativ wie die Großkirchen wären, um Lebensmotivation, Trost durch Glauben, um den negativen Einfluss von Dogmen auf die Gesellschaft und ähnliche Themen. Der Austausch der Meinungen war so, wie es die ganze Zeit schon war: neugierig, interessiert und mit Bereitschaft, einander zu zu hören. Die Konsequenz war die Erkenntnis, wenn man Gutes tun will sind sich Gläubige und Naturalisten durchaus ähnlich. Fundamentale Haltungen hingegen sind in jedem Glauben genau wie in jeder Ideologie überaus problematisch.
Ich bin gespannt, was davon alles im Film rüber kommt. Bestimmt wird auch noch ein bisschen von unserem Evolutionsweg berichtet werden, den die Gruppe anschließend noch besucht hat. Evolution und Schule – die beiden Grundpfeiler der Existenz des Pastafaritums haben sich hier zusammen gefunden.
Der Film Hauptteil des Lehrfilms setzt sich mit dem Spannungsfeld Glaube und Naturwissenschaft auseinander. Dabei soll auch die Evolutionstheorie behandelt und gezeigt werden, wie das Weltbild seit der Aufklärung naturwissenschaftlich geprägt ist. Außer in Templin wird dazu auch noch im Naturkundemuseum Berlin gedreht werden.
Ab September 2020 wird „Glaube und Denken“ deutschlandweit im Ethik- und Religionsunterricht der 10. – 13. Klasse zum Einsatz kommen.
Frei im Netz wird er leider nicht zu sehen sein.
Guter Ansatz, jedoch müsste die „Diversität des Glaubens“ bereits in der Grundschule behandelt werden. D.h. Die Ressourcen der Religionsstunden für ein Gesamtbild aufwenden und nicht den dogmatisch Ansatz einer Glaubensrichtung.
Auch wenn einige der Älteren zum Nachdenken angeregt werden, ist die Indoktrination der Jüngeren das größere Übel
Da gebe ich dir Recht.
Was mich tröstet ist, dass trotz dieser Indoktrination der Jüngeren immer weniger Menschen etwas mit der Kirche und auch dem Glauben zu tun haben wollen.
Im Osten ist der Anteil der Konfessionsfreien in der Bevölkerung seit der Wende nicht etwa zurück gegangen, sondern sogar gestiegen. Das trotz massiver Evangelisationsprogrammen der Kirchen.
Ich muss gerade an meine Grundschulzeit in den 90ern denken… Alle Kinder kannten sich schon aus dem Dorf, Zentrum der Klasse war die Tochter des Pastors mit ihrer besten Freundin. Einmal in der Umkleide stand jemand auf und fragte ganz selig „Wer glaubt alles an Gott?!“, ganz so, als fragte er „Wer hat eigentlich schon alle 150 Pokemon!?“
Ich war das einzige Kind, das nicht die Hand hob. (Und auch nicht zur Christenlehre ging.)
Man, da war ich unten durch.
Wie schade, dass der Film nicht frei zu sehen sein wird. Es würde mich sehr interessieren, was am Ende bei rumgekommen ist. Grundsätzlich freut es mich aber wie immer, wenn Neugierige kommen und sich auf unseren Glauben und unsere Werte einlassen. Zur großen Fahrt aufbrechen werden vielleicht nicht viele, aber ein bisschen bleibt doch kleben und kann vielleicht hilfreich sein, im ewigen Kampf der komplexen Kohlehydrate gegen die pappige Soße der Dogmen und Schwurbler.
RAmen!
Wahrscheinlich bekomme ich den Film zumindest einmal zu sehen und kann dann einen kleinen Bericht darüber schreiben, Farfalla Blacksauce.
Ich finde es gar nicht schlimm, wenn dann nicht viele bei uns auf den Kahn steigen. Hauptsache auf einen Kahn, der in die richtige Richtung segelt zu selbstständigem Denken, weg von Dogmen und hin zum Naturalismus.