….habe ich heute für euch. Etwas für die Lesebetonten, die auch nicht ganz so viel Zeit haben und etwas für die Hörbetonten. Die sollten aber schon ein bisschen Zeit mitbringen oder halt immer mal wieder rein hören.
Ben spricht podcast, und diese Mal mit mir. Knapp zwei Stunden hat er mich ausgefragt und es gibt Einiges über das Pastafaritum, mich selbst und über das Leben in der DDR zu erfahren. Klar, ich weiß, dass Erinnerung fehlerhaft und relativ ist. Aber ich habe immer ehrlich geantwortet und fand das Ganze zwar etwas ausführlich, aber auch interessant.
Itunes: https://apple.co/2DltvZs
Spotify: https://spoti.fi/2QgN7R9
Immer wieder kommen auch Anfragen von Schülern oder Klassen, die für den Religions- oder Ethikunterricht und bestimmte Projekte gern ein paar Fragen beantwortet hätten. Die Fragen jetzt kamen von einer 10. Klasse der Jenaplanschule Rostock. Die eine oder andere wird euch schon bekannt vorkommen.
Interview zum Thema „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“
Datum: 12.12. 2019
Interviewer:
Interviewpartner: Bruder Spaghettus
– Wie würden sie den Pastafarianismus beschreiben?
Den Pastafarianismus gibt es nicht. Es gibt vielmehr viele unterschiedliche Formen die alle nur zwei Sachen gemeinsam haben: die Pflicht keine Dogmen zu akzeptieren sondern alles zu hinterfragen und die 8 ALWMs als grobe ethische Richtschnur.
– Wie lange gehören sie dieser Glaubensgemeinschaft schon an?
Wir in Deutschland sehen uns nicht als Glaubensgemeinschaft, sondern als Weltanschauungsgemeinschaft. Unser Ziel ist die Förderung wissenschaftlicher Weltanschauungen, besonders des evolutionären Humanismus der Giordano Bruno Stiftung. Die Religionsparodie des Fliegenden Spaghettimonsters ist nur ein Stilmittel, um dieses Ziel zu erreichen.
Ich selbst bin seit 2005 Pastafari.
– Wie sind sie auf den Pastafarianismus gestoßen?
Durch einen Artikel im Spiegel.
– Woran glauben die Pastafari?
Vor allem an sich selbst.
Das Evangelium lehrt uns, dass das Fliegende Spaghettimonster der Schöpfer der Erde war, dass uns im Himmel dereinst eine Stripperfabrik und ein Biervulkan erwarten, dass Piraten sein ausgewähltes Volk sind und die Erderwärmung nur steigt, weil es zu wenig Piraten gibt und das wir aus diesen Gründen immer Piratenornat tragen müssen:
“ Außerdem zeugt es von mangelndem Respekt, unseren Glauben zu verbreiten, ohne das Ornat Seiner Wahl zu tragen – die Kluft der Piraten. Das lässt sich gar nicht genug betonen, allerdings leider nicht näher erklären, weil hier der Platz dazu nicht reicht. Die präzise Erklärung lautet:
ES wird böse, wenn wir es nicht tun.“
Wilhelm Goldmann Verlag 2007 erste Auflage ISBN 978-3-442-54628-2 S. 150
– Wie intensiv verfolgen sie die Lehre der Glaubensgemeinschaft?
Wie alle Anhänger einer Gemeinschaft das tun, mal mehr, mal weniger.
– Gibt es Ansichten des Pastafarianismus, die sie nicht vertreten?
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich alle Ansichten des Pastafarianismus kenne. Meine Ethik leitet sich aus den 8 ALWMs und den 10 Angeboten des evolutionären Humanismus ab.
– Haben sie schon mal eine Nudelmesse besucht?
Nicht nur das, ich habe sie entwickelt und halte regelmäßig an jedem Freitag in unserer Kirche in Templin eine.
Ein Bild vom Ablauf könnt ihr euch am besten hier machen:
– Welche Feste des Pastafarianismus zelebrieren sie?
Neben zentralen Festen, die alle Pastafari auf der Welt feiern, haben wir auch noch eigene Feste, die wir nur in Deutschland begehen. Ich feiere alle.
– Wie stehen sie zu Leuten, die ihre Glaubensgemeinschaft parodieren?
Das habe ich noch nie erlebt, es ist sicher auch schwierig, eine Parodie zu parodieren.
Allerdings gibt es Leute, die uns nicht ernst nehmen sondern über uns lachen.
Das finde ich normal, Religion ist nun mal lächerlich und niemand sollte sie ernst nehmen.
Vor allem aber sollten alle Menschen lernen, das Kritik und auch Lachen über ihre Weltanschauung oder ihren Glauben kein Angriff auf ihre Person ist. Solche Kritik, egal ob in ernster Form oder als Parodie, muss man nicht nur hinnehmen, sie ist sogar dringend nötig zur Entwicklung jeder Gesellschaft.
Dort, wo das nicht möglich ist, stagniert diese Entwicklung und führt zu Diktatur und Unfreiheit.
– Wie stehen ihre Mitmenschen zum Pastafarianismus?
Manche finden das albern, manche mögen es und manche machen mit.
– Was ist ihre Lieblingskopfbedeckung?
Ganz klar die von meiner Frau genähten Kappen mit Piratenfisch, die ich täglich trage. Den Dreispitz trage ich eher zu festlichen oder besondern Angelegenheiten.
Der neuen Unsitte, sich als Geschirrständer statt als Pirat zu kleiden und ein Nudelsieb auf den Kopf zu setzen, würde ich niemals folgen.
– Was wünschen sie sich in Zukunft für den Pastafarianismus?
Die völlige Gleichberechtigung mit anderen Weltanschauungen und Religionen. Die möchten wir aber nicht auf der Ebene der Kirchen erreichen und deren Privilegien bekommen, das ist weder praktisch möglich noch theoretisch sinnvoll.
Wir möchten vielmehr, dass die Körperschaft des öffentlichen Rechts, wie sie Kirchen aber auch andere haben und die die Privilegien begründen, abgeschafft wird. Statt dessen sollen allen religiösen oder weltanschaulichen Vereinigungen unter das Vereinsrecht gestellt werden, so ihre Privilegien verlieren und, genau wie wir, regelmäßig Rechenschaft über die Verwendung der Mittel ablegen müssen.