zur Hochzeit von
Bruder Pasta L’adoratore und Bruder Pasta Amico Intimo
am 03. Novemer 2018
in Templin
von
Kassandra Krautfleckerl
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Liebe Piratinnen und Piraten, liebes Bräutigampaar,
ich möchte meine Predigt beginnen mit einem Wort aus dem „Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters“. Dort heißt es im Goldmann Taschenbuch, Seite 60, Abschnitt 2:
„In Wahrheit verbirgt sich das FSM überall um uns herum. Und Es hat Hinweise hinterlassen wie Brotkrumen, um uns den Weg zu Seiner Ewigen Nudeligkeit zu weisen.“
Wort des lebendigen Spaghettimonsters.
Auf der Suche nach einem Brotkrumen war auch ich, als ich mich fragte, was ich Bruder Pasta L’adoratore und Bruder Pasta Amico Intimo anlässlich ihrer Trauung mit auf den Lebensweg geben sollte. In seiner unendlichen Güte warf mir das Spaghettimonster einen seiner Brotkrumen in den Weg.
Es gab in diesem Jahr neben der Hochzeit von Bruder Pasta L’adoratore und Bruder Pasta Amico Intimo eine weitere bedeutende Trauung. Im Mai gaben sich in der Drachentöter-Kapelle von Schloss Windsor eine amerikanische Seifenoper-Darstellerin und ein britischer Blaublütler mit Hang zu Sexparties das Ja-Wort, Harry und Meghan. Für die Predigt hatte man den Chef der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika eingekauft, den afroamerikanischen Bischof Michael Bruce Curry. Wie ein Vulkan brach er los und sorgte bei den eher gediegenen britischen Hochzeitsgästen für einige Verwirrung. Bischof Curry predigte über die Macht der Liebe, die er selbstverständlich seinem christlichen Gott als zentrale Eigenschaft zuordnete.
„Stellt euch eine Welt vor, in der alle auf dem Weg der Liebe sind“, sagte Curry. “
„Wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, wird auf dieser Welt niemals wieder ein Kind hungrig ins Bett gehen.“
„Wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, werden wir unsere Schwerter und Schilde niederlegen und nie wieder Krieg führen.“
„Wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, gibt es genug Platz für alle Kinder Gottes, denn wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, werden wir einander behandeln wie Mitglieder einer einzigen großen Familie.“
Als ich die Worte des Bischofs hörte und seinen schon fast pastafarianisch-paradiesisch zu nennenden Vulkanausbruch miterlebte, dachte ich mir: Wie Recht er doch hat. Um wie vieles schöner wäre diese Welt, wenn es mehr Liebe gäbe. Doch dieser arme Bischof sucht die Liebe beim falschen Gott.
„Wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, wird auf dieser Welt niemals wieder ein Kind hungrig ins Bett gehen“, sagt Bischof Curry.
-> Ich sage: Seit zweitausend Jahren hatte der christliche Gott nun Zeit, einen vernünftigen Ernährungsplan für die Menschheit aufzustellen, doch noch immer krepieren Kinder in Afrika elend an Mangelernährung. Kein Wunder bei einer Religion in deren rituellem Zentrum ein Stück Esspapier steht. Liebe sieht anders aus. Unser Spaghettimonster weiß das und versorgt die Welt liebevoll mit kalorienreichen Nudeln, auch wenn Ungläubige diesen Liebesbeweis nicht als solchen erkennen.
„Wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, werden wir unsere Schwerter und Schilde niederlegen und nie wieder Krieg führen“, sagt Bischof Curry.
-> Ich sage: Im Namen des christlichen Gottes wurde jahrhundelang gemetzelt und gemordet, was das Zeug hielt. Christliche Waffensegnungen gehörten in Deutschland noch vor nicht allzu langer Zeit zum kirchlichen Tagesgeschäft. Und tatsächlich glauben Christen, dass ihr Gott für die Liebe steht? Nein, liebe Brüderinnen und Brüder, es gibt nur einen einzigen Gott, in dessen Namen noch niemals ein Krieg geführt wurde, und das ist das Fliegende Spaghettimonster!
„Wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, gibt es genug Platz für alle Kinder Gottes, denn wenn alle auf dem Weg der Liebe sind, werden wir einander behandeln wie Mitglieder einer einzigen großen Familie“, sagt Bischof Curry.
– Ich sage: Welch ein Hohn, dies ausgerechnet als christlicher Bischof von sich zu geben! Man stelle sich vor, Bruder Pasta L’adoratore und Bruder Pasta Amico Intimo würden dem christlichen Irrglauben anhängen und hätten um eine kirchliche Trauung in einer christlichen Kirche gebeten. Mit freundlichen Segenswünschen hätte man sie davongejagt, weil ihre Geschlechtsorgane nicht fortpflanzungskompatibel sind. Bedeutet das im Christentum, für alle Kinder Gottes Platz zu haben und sie wie Familienmitglieder zu behandeln? Unserem Monster dagegen ist es vollkommen egal, ob bei einem Menschen eher obenrum oder eher untenrum was baumelt. „Kriegt es endlich in eure Dickschädel: Frau = Mensch. Mann = Mensch. Gehüpft wie gehoppelt.“ heißt es im Dritten „Am Liebsten Wäre Mir“. Und unsere Monster meint das ebenso ernst wie seine Anhänger. Das bedeutet es, Mitglied der großen pastafarianischen Familie zu sein und von der Liebe des Spaghettimonsters umhüllt zu sein.
Natürlich gibt es noch so viel mehr Beweise Seiner Liebe:
-> Ohne das Spaghettimonster, das uns mit seinen Nudeligen Anhängseln sanft zur Erde drückt, würden wir bekanntlich in den Weltraum driften. – Was zwar eine schöne Aussicht verspricht, auf Dauer jedoch relativ tödlich wäre.
-> Während Hardcore-Christen noch immer den Klimawandel leugnen, ist unser Spaghettimonster schon viel viel weiter. In Seiner unendlichen Güte hat es uns sogar schon einen Weg hinaus aus der Klima-Misere gewiesen. Noch dazu einen so einfachen, dass ihn selbst Kleinkinder an Halloween und Karneval gehen: Das Anlegen von Piratenkleidung.
-> Nicht zuletzt betonen die Christen immer wieder stolz, dass ihr Gott sie nach seinem Ebenbild geschaffen habe. Wir Pastafari wissen, dass unser Gott dies nicht getan hat – und wir sind ihm unendlich dankbar dafür.
Trotz all dieser untrüglichen Beweise, dass es in Wahrheit das Spaghettimonster ist, dass auf der Welt die Liebe verbreitet, hat sich unsere Konkurrenz auf dem Weltanschauungsmarkt erdreistet, die Liebe für ihre Gottheit zu reklamieren. Es ist Zeit, dem entschieden entgegenzutreten und der Welt zu verkünden, dass allein das Spaghettimonster Liebe ist.
Und doch, liebe Brüder und Schwestern, weiß ich, dass es nicht einen unter uns gibt, der nicht schon einmal an Seiner Liebe gezweifelt hat. Denn, seien wir ehrlich, es ist nicht immer leicht, Pastafari zu sein.
Es gibt Menschen, die uns wegen unseres Glaubens und unserer Kleidung verlachen, die den Pastafarianismus nicht ernst nehmen und ihn in den Dreck ziehen. Einige sehen auch mitleidig auf uns herab, weil sie denken, wir würden die Piratenkluft nicht freiwillig tragen. Sie meinen, unser pastafarianisches Umfeld oder ein irrsinniger Aberglaube hätte uns in die Piratenkluft gezwungen. Doch wir hängen keinem Irrglauben an, sondern dem einzig wissenschaftlichen Glauben. Die Piratenkluft haben wir freiwillig gewählt. Aus Vernunft. Weil wir wissen, dass wir damit die Welt verändern können – und nicht nur wegen der paradiesischen Verheißung von 72 Strippern. (Und noch mehr, falls Bedarf besteht.)
Ich selbst gestehe freimütig, dass ich in der vergangenen Woche eine tiefe Glaubenskrise durchlebt habe. Und ich bin mir fast sicher, dass es vielen von Euch ebenso ergangen ist. Wie kann das Spaghettimonster zulassen, dass das Bundesverfassungsgericht unsere Verfassungsbeschwerde abweist? Wie kann es sein, dass die Richter nicht erkennen, dass wir eine Weltanschauungsgemeinschaft sind? „Monster, wo bist du?!“, rief ich zum Himmel, als mich die schlechte Nachricht erreichte. Doch ich erhielt keine Antwort.
Also tat ich, was jeder Pastafari tun sollte, wenn ihn der Zweifel übermannt: Ich aß Nudeln. Und da wurde mir plötzlich eine wundersame Erleuchtung zuteil. Plötzlich wusste ich, dass ich die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in einem völlig falschen Licht betrachtet hatte. Was, frage ich Euch, dürfen wir als Pastafari niemals haben? – Dogmen! Wir sind zu stetem Zweifel verpflichtet. Das ist der Kern unseres Glaubens. Daraus folgt: Wer zweifelt, der ist im Herzen bereits Pastafari. Und nun frage ich Euch weiter: Was bedeutet es, dass die Richter des Bundesverfassungsgerichts daran ZWEIFELN, dass wir eine Weltanschauungsgemeinschaft sind? Bierelujah, sage ich, meine Freunde! Durch diesen Zweifel haben sie bewiesen, dass auch sie bereits von den Nudeligen Anhängseln des Spaghettimonsters berührt wurden. Sie wissen es nur noch nicht!
In diesem Sinne, liebes Bräutigampaar, möchte ich Euch auf den gemeinsamen Lebensweg mitgeben, dass Ihr niemals den Mut verlieren möget. Bereits der Prophet Bobby – gepriesen sei sein Name – sagte im Siebten „Was würde ein Pirat tun“: „Will man das Piratenleben leben, muss man auch das ewige Arrrgh!!! akzeptieren.“
Doch das Arrrgh ist niemals von Dauer. Solltet Ihr jemals an Euch, Eurer Ehe oder gar am Spaghettimonster zweifeln, so seid gewiss, dass bereits dieser Zweifel der Beweis ist, dass das Spaghettimonster Euch liebt. Denkt stets daran: Ihr seid zwei von jenen Brotkrumen, die unser Monster hinterlassen hat, um uns den Weg zu Seiner Ewigen Nudeligkeit zu weisen. Möget Ihr diesen Weg stets gemeinsam gehen, bis der Biervulkan dereinst Euren Durst stillt.
RAmen.