Keimschleuder Weihwasserbecken |
In der Apotheken Umschau habe ich ganz gern mal geblättert. Mein Vertrauen hat das Blatt verspielt, als ich dort einen Artikel fand, der Homöopahthie als ganz normale Heilungsmethode sah.
Jetzt hat mir Elli Spirelli mal wieder ein paar Seiten aus der Zeitung mitgebracht, Thema: Gesunder Glaube?
Immerhin, da war ein Fragezeichen, vielleicht also doch lesenswert.
Am Anfang kam die steile These: „Glauben Sie an einen Gott?..Dann leben Sie wahrscheinlich länger“. Jedenfalls behauptete das ein Professor einer auf Spiritualität, Theologie und Gesundheit spezialisierten amerikanischen Universität. Der hatte über Jahre Daten gesammelt und war zu diesem Ergebnis gekommen. Auch andere Studien schienen das zu bestätigen.
So leben bayrische Mönche und Nonnen deutlich länger als normale Männer und Frauen. Nein, ihr Spötter, am fehlenden Sex kann es nicht liegen. Wer so denkt, sollte die Gespräche des göttlichen Pietro Aretino lesen.
Noch besser kommen die Mönche der frauenlosen Kleinrepublik Athos weg. Lungen und Darmkrebs gab es dort überhaupt nicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alzheimer nur selten.
Haben die noch besser gebetet als ihre bayrischen Mönchskollegen?
Waren sie noch gläubiger?
Die Autoren der jeweiligen Studien sehen eher weltliche Gründe. Einen anderen Lebensstil, andere Ernährung, mehr Ruhe und geregelten Tagesablauf sind darunter.
Selbst Koenig, der amerikanische Professor, sieht das so. Es spiele keine Rolle, an welchen Gott, welche Religion und welche Mächte man glaubt. Deshalb macht er in seinen Studien auch keinen Unterschied zwischen Religion (konkret ausgearbeitete Jenseitsvorstellungen) und Spiritualität (ein diffuser Begriff für einen Sinn für das Jenseitige). Besonders die letzte Klammerdefinition finde ich sehr gelungen.
Aber Koenig sieht neben dem anderen Lebenstil noch ein anderen Aspekt, warum Religiöse länger leben: „Das Vertrauen in höhere Mächte verringert psychischen Stress“
Nun ja, wenn man so sehr vertraut, dass man zu denken aufhört, ist das vielleicht möglich. Wer aber noch etwas denkt, also auch zweifelt, für den sieht es anders aus. Das wusste Koenig eigentlich auch, denn an einer entsprechenden Studie mit dem Ergebnis „Religiöse Zweifel nehmen Kranken Kraft“ war auch er beteiligt.
Auf die Frage, ob denn Religion neben Vorteilen auch Nachteile für die Gesundheit haben kann, antwortet er sogar: „Nein, das bezweifele ich“.
Na, das können wir auf Anhieb ändern, lieber Professor. Offensichtlich sind die Weihwasserbecken echte Keimschleudern. Was in Deutschland und Österreich untersucht wurde, dürfte weltweit nicht viel anders sein. Die Praxis ist ja die gleiche.
Insgesamt hat mich der Artikel wieder etwas mit der Apotheken Umschau versöhnt. Besonders auch wegen des Schlussatzes, der auf die Sicherheit Königs abstellt, dass Religion keine gesundheitlichen Nachteile hat:
„Dabei muss man wissen, dass Koenig im „Bibelgürtel“ im Süden der USA lebt, wo christliche Religionsgemeinschaften das öffentliche Leben wesentlich stärker prägen, als es überwiegend in Europa der Fall ist.“
Das gilt sicher auch bei der Besetzung von Professorenstühlen.