Guiseppe hatte die Nase voll, und das gleich im doppelten Sinn. Es stank bis in sein Städtchen Visciano herüber vom Vesuv und dieser Gestank vertrieb ihm die Gäste. Wenn das noch ein, zwei Wochen so weiter ging, müsste er wieder schließen.
Dabei hatte das Jahr 1434 für ihn toll angefangen. Obwohl, ganz so toll doch nicht. Die Maurer hatten gepfuscht und von seiner neu eröffneten Pasteria, die er stolz nach seiner Familie Scotti de Visciano genannt hatte, waren Putzteile abgefallen. Nun stand nur noch Scotti Visci über der Tür.
Aber irgendwie hörte sich das gut an und so hat er bei der Reparatur des Putzes diesen Namen gleich übernommen.
Den sollte bald jeder kennen. Bis aus Neapal reisten die Leute an, um bei Guiseppe zu essen. Es gehörte zum guten Ton, seine Malzpasta zumindest einmal im Leben probiert zu haben. Malz unter das Pastamehl gemischt, das war sein ganz großer Trick und, obwohl manche versuchten, das nachzuahmen, an seine Rezeptur kam niemand heran. Bei ihm war halt nicht nur die Pasta gut, sondern auch die Soßen und was es sonst so auf den Teller gab.
Er hatte schnell ein schönes Sümmchen zusammen gespart und sich davon eine kleine Experimentalküche eingerichtet. Vielleicht hätte er das lieber nicht tun sollen, denn das Geld hätte er jetzt gut gebrauchen können. Zumindest hatte er erst mal mit dem Experimentieren aufgehört. Es lag ja nicht an seinem Essen, wenn die Gäste nicht kamen, sondern am Vesuv. Daran würden auch neue und noch bessere Gerichte nichts ändern.
Guiseppe fühlte sich traurig und ausgebrannt. Was sollte er nur tun? Das Restaurant ganz abschließen und erst mal auf Wanderschaft gehen? Weit weg vom Vesuv noch mal neu anfangen? Vielleicht war das wirklich keine schlechte Idee und so machte er sich auf den Weg.
Weit sollte er nicht kommen. Schon kurz hinter den letzten Häusern in der Nähe von Elios Weinberg stürzte er so schwer, dass er hilflos liegen blieb. Nicht mal aufrichten konnte er sich noch selbst und wenn er das kleine Stückchen Knochen aus seiner Wade spießen sah, wurde ihm zu allem Schmerz auch noch schlecht. Ein fahrende Weinhändler fand ihn und lud ihn auf seinen Karren. Geld für einen Doktor war nicht mehr da, so musste Guiseppe sich von seinem alten Vater verbinden und pflegen lassen. Der gab sich viel Mühe, holte dieses und jenes Kraut um die Entzündung in den Wunden zu stoppen und hatte letztlich auch Erfolg. Aber diese Behandlung hatte extrem lange gedauert. Guiseppe war so abgemagert, dass ihn keiner mehr erkannte, als er das erste Mal wieder auf die Straße humpelte. Seine Pastaküche hatte er verkaufen müssen, nun wollte er nachsehen, was jetzt dort los war.
Welche Überraschung, es sah alles aus, wie er es kannte. Der neue Eigentümer hatte sehr schnell gemerkt, er würde hier auf keinen grünen Zweig kommen. So hatte er noch nicht einmal den Namen der Pastaria geändert. Guiseppe, oder einfach Scotti, wie ihn die nannten, die ihn noch aus der Schule kannten, wurde neugierig. Er sah durch die Fenster und dabei fiel ihm die Experimentierküche ein. Klar, zu der hatte er doch noch den Schlüssel.
Sobald er aufgeschlossen hatte, schlug ihm ein Geruch entgegen, wie er ihn aus dem Haus seines Onkels kannte. Immer, wenn der Maische für seinen Familienbrand angesetzt hatte, roch es ähnlich wie jetzt die Reste seines letzten Experiments.
Na, da war doch klar, was Scotti nun machte, alles rein in die Destille. Der Schnaps brannte im Hals, aber er machte munter. Da musste sich doch was draus machen lassen.
Mit immer neuen Versuchen, angefangen von der Zusammensetzung der Maische bis zum Lagern in verschiedenen Fässern, meist alte Weinfässer aus der Umgebung, tastete sich Guiseppe weiter an das heran, was er sich vorstellte. Doch es wollte und wollte nicht gelingen.
Da hatte er eines Nachts einen Traum. Ein seltsames Wesen, das aussah wie eine Portion Spaghetti sprach zu ihm. Was hat Scotti nie verraten. Er wäre ja auch schön dumm, solch ein Rezept weiter zu verbreiten. Ihm war klar, damit würde er viel Geld verdienen. Nur ein zugkräftiger Name fehlte noch, einer, der ihn genau so bekannt machen würde wie sein Getränk. Viel überlegen musste der nunmehrige Brenner aber nicht. Scotti Visci war doch damals schon richtig gut eingeführt, damit konnte man also weiter machen.
Wie richtig das spekuliert war merkte man daran, dass ihn schon bald in der ganzen Kampanien und später in ganz Italien jeder kannte. Genau so, wie es früher zum guten Ton gehörte, einmal Guiseppes Malzpasta gegessen zu haben, gehörte es jetzt dazu, Scotts Visci zu trinken.
In Neapel und vor allem in Salerno gab es bald sogar Schänken, die sich ganz darauf spezialisiert hatten. Auch Seeleute kauften dort ein und nahmen es mit nach Hause und vor allem nach Schottland wurde viel exportiert. Bis Scotti starb. Sein Rezept hatte er nie verraten, keiner konnte so brennen wie er und so wurde in Italien Scotts Visci bald wieder vergessen.
Er wäre weltweit vergessen, hätte nicht John Cor in Schottland ab 1494 versucht, dieses Getränk nachzubrennen. Letztlich gelang es ihm, den Geschmack sogar noch zu verfeinern und Scotch Whisky ist heute weltweit als die Nummer eins bekannt.
Nach einer Idee von Andreas Meenke.
Ganz besonders nudliger Dank geht an Mario Sammler, den Inhaber des mehrfachen Whiskyshop des Jahres „The Quaich“ in Neubrandenburg für den ersten pastafarianischen Whisky der Welt!
Wir sind mehrmals im Jahr in seiner Lounge und fühlen uns immer pudelwohl.
Vielleicht treffen wir uns mal dort?