Viele unserer Traditionen sind in der Zeit nach dem großen Angriff der Hare Krishnas, die in ihren eisernen Kajaks die hilfsbereiten Piraten hereingelegt hatten, verloren gegangen. Oft haben sich die auch irgendwelche Kulte, selbst kannibalische, angeeignet.

Deshalb ist es wichtig, dass es Pastafari gibt, die sich bemühen, diese Traditionen wieder aus zu graben, die unermüdlich in alten Chroniken lesen, Schiffstagebücher studieren und Museen besuchen.

Pastafari wie Tini T., die etwas herausgefunden und in dieser Geschichte niedergeschrieben hat:

Bei unseren Vorfahren den Piraten, war
es üblich, dass sie mit Hilfe der Schiffsglocke zum Essen gerufen
wurden.
Der Schiffskoch gab dazu dem Schiffsjungen einen
freundschaftlichen Klaps hinter die Ohren, und meinte: „Los mein
Junge lauf und läute die Glocke! Sonst verpasst das versoffene
Dreckspack wieder das Abendbrot!“ Und der Schiffsjunge lief und
läutete.

Aber auch wenn Gefahr drohte, wurde
die Glocke geläutet. Wenn zum Beispiel ein Feuer ausbrach. Alle an
Bord wussten dann, was zu tun war. Jeder hatte seine Aufgabe. Und
wenn jeder seine Aufgabe ernst nahm und gut lösen konnte, wurde das
Schiff allermeistens gerettet. Nach der Rettung betranken sich die
Piraten zufrieden und schliefen ein. Sie wussten: Sie können sich
aufeinander verlassen. Das ist ganz wichtig auf so einem
Schiff!

Aber auch wenn mal ein Flash-Mop (früher hieß das
noch „Versammlung“) auf dem Schiff notwendig wurde, läutete
man die Schiffsglocke. So zum Beispiel wenn beraten werden musste,
wie die erbeuteten Schätze verteilt werden sollen. Oder in welche
Richtung man übermorgen, wenn man das Kreuz des Südens erreicht,
abbiegen sollte.
Es gab schon ’ne Menge Demokratie damals bei den
Piraten.

Ein berühmter Pirat, nämlich Short Jack Gold
(er war einer der Vorfahren von Long John Silver), hatte auch
als Schiffsjunge seine Piraten-Karriere gestartet. Nach vielen sehr
erfolgreichen Jahren auf See, alt und grau war er geworden – aber
immer noch ein großer, kräftiger Kerl der anpacken konnte,
beschloss er, sich an Land zur Ruhe zu setzen. Er kaufte sich ein
bescheidenes Anwesen nicht weit vom Strand, aber auch nicht so nah am
Dorf. Er wollte nur einfach seine Ruhe haben und genießen.

Eines
Nachts geschah es, da brach ein Feuer im Dorf aus. Menschen und Tiere
starben, viele Häuser brannten nieder. Es war eine Tragödie!
Short
Jack Gold
hat geschlafen und von allem nichts mitbekommen, sonst
hätte er ja bei der Brandbekämpfung helfen können.
So half er
in den Tagen und Wochen nach dem Dorfbrand, indem er Leuten, die ihr
Haus verloren hatten, ein Dach über dem Kopf gab. In die „gute
Stube“ zog eine ganze Familie ein und einige Dorfbewohner
schliefen in der Scheune im warmen, duftenden Heu. Tagsüber aber
bauten alle Dorfbewohner gemeinsam die Häuser wieder auf. Abends
saßen sie am Lagerfeuer und dachten nach, was sie denn tun könnten,
um eine solche Tragödie wie den Dorfbrand zu verhindern. Da fiel
Short Jack Gold die Schiffsglocke wieder ein. Er erzählte den
Dorfbewohnern, was es damit auf sich hatte und dass man solch eine
Glocke ins Dorf hängen sollte. Das, fanden die Dorfbewohner, sei
eine gute Idee! Sie ließen sich eine Glocke bauen, die um einiges
größer war als eine Schiffsglocke. Und sie bauten einen Glockenturm
aus dicken Holzbalken, dass sie die Glocke weit hoch hängen können,
damit sie auch jeder hört.

Viele Jahre später hatten ganz
viele Dörfer und Städte eine oder mehrere Glocken. Die Glocken
wurden früh geläutet, damit die Menschen wussten, wann sie
aufstehen müssen. Gegen Mittag wurden sie wieder geläutet und alle
wussten: Jetzt ist Essenszeit. Wie damals auf dem Schiff! Und zum
Feierabend wurde auch wieder geläutet. Und es wurde geläutet wenn
Gefahr drohte. Wenn zum Beispiel ein Haus anfing zu brennen, wurde
sofort die Glocke geläutet. Das hörten auch die anderen
Dorfbewohner, eilten herbei und halfen löschen. So konnte sich nie
wieder ein Feuer über viele andere Häuser ausbreiten.

Alle 7 Tage hatten alle Leute einen Tag
frei. An dem Tag schliefen sie natürlich länger. Aber auch an dem
Tag wurde – nur später – die Glocke geläutet. Es war der
Versammlungs- und Feiertag. Vormittag versammelten sich die Bewohner
und berieten, was denn als Nächstes zu tun sei. Welchem Bauern zum
Beispiel noch geholfen werden müsse die Ernte rein zu holen.
An
solchen Terminen wurden auch die Bewohner ausgeschimpft, die ihre
Kinder schlugen. Und diese Bewohner mussten gleich eine Dorfrunde
Bier ausgeben. Das wurde manchmal teuer und sie schlugen Ihre Kinder
lieber nicht mehr. Nachmittags wurde immer gefeiert.

Nach
vielen Jahren kamen Männer in Kutten. Sie bauten ein großes Haus
mit einem Turm, der viel höher war als der hölzerne Glockenturm der
Dorfbewohner. Sie überredeten die Dorfbewohner die Glocke in ihren
viel höheren Turm zu hängen und ihre Versammlungen nächstens in
der „Kirche“, so nannten sie ihr Haus, abzuhalten. Die
Dorfbewohner wurden nicht argwöhnisch und freuten sich über das
Angebot. Mit der Zeit mischten sich die Männer in den Kutten aber
immer mehr in die Versammlungen ein. Und irgendwann bestimmten sie,
wann und warum sich alle versammeln oder feiern sollten.

Das
blieb viele, viele Jahre so. Und vielerorts ist es noch heute so. In
fast jedem Dorf steht noch immer eine Kirche mit Glocken. Manche
wollen den Leuten noch die Tageszeit weisen. Aber das ist Quatsch,
denn heutzutage hat schon jedes Kind eine moderne Armbanduhr. Auch
wollen die Glocken noch zu Versammlungen, die man heute
„Gottesdienst“ nennt, rufen. Das ist genau so Quatsch, da geht
kaum noch jemand hin, denn die Leute erfahren die Neuigkeiten aus der
Zeitung und versammeln sich immer wenn sie das wollen im Internet um
sich auszutauschen. Man könnte die Glocken also wieder abhängen.
Keiner braucht sie mehr.

Leider haben die Menschen längst
vergessen, wie die Glocken in die Kirchen kamen. Nur unser Monster
nicht. Das weiß natürlich genau bescheid.
Es sitzt am
Biervulkan und kichert, immer wenn Glocken läuten, in sich hinein.
Denn schließlich weiß es ganz genau, dass es Schiffsglocken sind,
die das versoffene Dreckspack zum Essen rufen…