Weshalb
Pastafari im Dezember gern rote Mützen tragen, wisst ihr ja schon. Wisst ihr auch, weshalb die Kinder der Pastafari gern Mützen oder Haarreifen mit Geweihen tragen? Nein? Dann will ich es euch erzählen.
Vor vielen vielen Jahren gab es einen Piraten Namens Cox Nudler. Cox mheißt auf norwegisch Steuermann. Sein Vorname ist über die Jahre in Vergessenheit geraten, da alle ihn nur Cox riefen. Dieser Cox war ein recht lustiger Geselle. Er war beliebt bei Jung und Alt, denn er wusste sie alle stets mit sehr abgefahrenen Geschichten zu unterhalten. Cox, eine Art norwegischer Käptn Blaubart, konnte nämlich flunkern, dass sich die Balken bogen.
Ging Cox in der Pastatzeit von Bord, um es sich in seiner warmen Kate gemütlich zu machen, lauerten schon alle Kinder der Umgebung, dass er sich ans Feuer setzte. Es dauerte nicht lange und er wurde von ihnen umringt. Sie drängten ihn dann so lange, bis er nachgab und ihnen eine Geschichte erzählte. Ähnlich erging es Cox, sobald er sich aus dem Haus begab. Erblickten ihn die Kinder, setzten sie alles daran, ihn in ihre Kate zu zerren, damit er ihnen am Feuer mit seinen Geschichten wieder mal einen Bären aufbinden konnte.
Cox war groß und stattlich und schon von Weitem auszumachen, ähnlich eines Leuchtturms. Alle erkannten ihn an seinem dick gestrickten Pullover. Auf der Brust prankte ein riesiger Elch mit einer roten Nase. Auf dem Kopf trug er stets eine gestrickte rote Wollmütze mit einer großen weißen Bommel drauf.
„Warum trägst du immer diesen Elch auf der Brust“, fragten die Kinder. Da lehnte er sich zurück, stopfte sein Pfeifchen, zog eine Augenbraue hoch und blinzelte die Kinder an. Eine kleine Weile dachte er nach. So fing es immer an. Die Kinder waren ganz still und starrten gebannt auf seinen Mund und schon begann er zu erzählen:
„Als ich ein Junge war, ging ich nur so zu meinem Vergnügen gern in den Wald hinein. Ich war gut zu Fuß und konnte mich schon damals ausgezeichnet orientieren. So kam es nicht selten vor, dass ich morgens los lief und erst in der Dämmerung nach Hause kam. Ich suchte mir meist in der Mittagszeit eine Lichtung und setzte mich ins Dickicht am Rande. Dabei beobachtete ich die Tiere des Waldes. Von ihnen kann man nämlich sehr viel lernen. Irgendwann kamen dann auch mal Elche vorbei. So riesig, wie die waren, hatte ich großen Respekt. Da bemerkte ich einen ganz jungen Elch. Er zog ein Bein nach und sah sehr gequält aus.
Als ich genauer schaute, erkannte ich eine Tierfalle an seinem Hinterbein. Er war schon ganz schwach, konnte der Herde kaum noch folgen. Die großen Tiere trabten langsam weiter, entfernten sich aber zusehends von dem kleinen Elch. Da fasste ich mir ein Herz, ging langsam auf ihn zu und sprach beruhigend auf ihn ein. Er sah mich aus traurigen Augen an, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Blut sickerte aus dem verletzen Bein. Ich gab ihm zu verstehen, dass er ruhig sein soll, wenn ich ihm helfe. Er nickte stumm und ergab sich in sein Schicksal. Da griff ich mit aller Kraft in das Eisen und stemmte es auf. Schnell zog der kleine Elch sein Bein heraus und sank erschöpft zu Boden. Ich riss sofort einen Hemdsärmel ab, machte daraus schmale Streifen und umwickelte das verletze Bein. Auch eine Schiene legte ich ihm aus einem gerade gewachsenen Ast an. Zum Glück hatte ich in meinen Hosentaschen stets Taschenmesser, Strippe und Süßkram. So konnte ich nach fachmännischer Wundversorgung dem Elch sogar noch etwas Zuckerzeug in die Gusche schieben. Er verschlang es geradezu und sah danach gleich besser aus. Ich erklärte ihm, dass ich jetzt täglich zu dieser Lichtung kommen werde, um nach der Wunde zu schauen. Er
nickte, schien mich zu verstehen. Ich fragte, ob er auch einen Namen hat. Da schrieb er mit einem Vorderhuf den Namen „Edvin“ in den Sand. Ich war verblüfft.
Die anderen Elche bemerkten wohl das Fehlen des kleinen Edvin, kamen zurück, um nach ihm zu schauen. Mir wurde ganz mulmig zumute. Das war nicht nötig, denn die klugen Tiere erkannten, was geschehen war, kamen langsam an mich heran und stupsten mit ihren langen Elchnasen liebevoll gegen meine Hand. Das kitzelte etwas und ich musste lachen. Das Eis war gebrochen. Ich verabschiedete mich fürs erste und machte noch einmal allen eindringlich klar, sich morgen hier wieder einzufinden. Dann ging ich nach Hause.
Täglich ging ich nun in den Wald, traf Edvin und seine Freunde. Das tat ich so lange, bis Edvin wieder ganz gesund war. Am letzten Tag verabschiedeten wir uns besonders herzlich, denn meine neuen Freunde wollten nun weiter ziehen. Es war aber kein Abschied für immer, wie sich nach Jahren heraus stellte.
Die Jahre vergingen, ich wurde erwachsen, fuhr zur See als Steuermann. Ihr wisst ja, ich war ein wandelndes Navigationssystem. Gegen das Wetter konnte ich aber leider nicht an. Einmal, gerade als wir zum Pastat nach Hause segeln wollten und schon fast die Küste erreichten, wurde es so kalt, dass unser Schiff vom Eis eingeschlossen wurde. Wir kamen nicht vor und nicht zurück. Eine ganze Woche steckten wir schon so fest. Die Vorräte gingen langsam
zur Neige. Da entdeckte ich am Ufer eine Gruppe von Elchen. Ich hatte nichts zu verlieren und rief nach Edvin. Es hätte ja sein können, dass er unter ihnen war. Nach so vielen Jahren hätte ich ihn sicher nicht mal aus der Nähe erkannt. Ich rief also mehrfach seinen Namen. Aber nichts geschah. Am folgenden Morgen aber stand Edvin da und mit ihm seine Gefährten. Sie hatten außerdem alle in erreichbarer Nähe befindlichen Elche zusammen getrommelt. Sämtliche Elche legten sich nun auf das kalte Eis und bildeten eine lange Kette bis ans Ufer. Sie tauten mit ihrer Körperwärme das Eis auf und schafften uns eine Fahrrinne. Edvin war besonders wagemutig. Er, inzwischen zu einem sehr stattlichen Elchbullen herangewachsen, stieg ins kalte Wasser und schob das Schiff von hinten an. So kam es langsam in Fahrt und bald schon erreichten wir das Ufer.
Erst jetzt sah ich, dass Edvin eine ganz rote Nase hatte. Sie war ihm im eiskalten Wasser etwas erfroren. Das tat mir mächtig leid. Ich bedankte mich sehr bei Edvin. Der begann auf einmal zu mir zu sprechen. Er dankte mir für meine Hilfe, als ich noch ein Junge war und beteuerte, dass er die rote Nase nicht so schlimm findet. Es macht ihn einmalig und obendrein kann ich ihn daran von jetzt an immer erkennen. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und wir
verabschiedeten uns, nicht ohne uns gegenseitig ein schönes Pastat zu wünschen. Noch am selben Abend bat ich meine Mutter, mir einen dicken Pullover zu stricken, der auf der Brust das Bild eines Elches zeigt. Auch wenn ich Edvin nie vergessen werde, so sollen doch auch all die Menschen um mich herum ihn sehen und das, was ich erlebte, ihren Kindern und Kindeskindern erzählen, wenn es mich schon nicht mehr gibt.“
Die Geschichte hat den Kindern so sehr gefallen. Auch sie gingen zu ihren Müttern, wünschten sich Pullover mit Elchmotiven oder Mützen mit Elchgeweihen. Sie hatten die Botschaft verstanden, die Cox Nudler ihnen vermittelte.
Cox lebt schon lange nicht mehr, die Kinder sind inzwischen Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern von Kindern, die diese Geschichte noch kennen. Seht euch um, in der Pastatzeit werdet ihr so manches Kind, sogar Erwachsene mit Elchmützen oder zumindest roten Mützen sehen. Pullover mit Elchen auf der Brust werden hier und da getragen. Man nennt sie heute Norweger Pullover, nach dem Land, aus dem die Geschichte von Cox Nudler und seinem Elch Edvin stammt.
Erzählt auch ihr die Geschichte euren Kindern und habt ein schönes Pastat.