Liebe Freunde, liebe Mitbrüder, liebe Mitbrüderinnen, Mitpiraten und Mitmenschen, liebe Gemeinde, liebe Leut,
ich frage euch ernsthaft: Ist Nudel alles? Diese Frage hat sich gewiss mancher Pastafari auch schon gestellt und sicher definiert der eine oder andere Mann – sogar ein ehrenwerter Pirat – nicht nur sein Pastafaritum über seine Nudel. Und übt er, von wollüstigen Schauern gepackt, über seine Nudel Nächstenliebe an seiner nächsten Liebe hat auch der nudellose Teil der Menschheit etwas von der ungekürzten Piratennudel – der Makkaroni pirata originale.
Die Nudel ist also wichtig, kann aber nicht alles sein.
Die Nudel wurde dereinst erschaffen aus Teig, aus geheiligter Nudelrohmasse, unmittelbar entstiegen dem endlosen Energiekäse. So unklar dies ist: Unwiderlegbar verbindet der Teig alle Elemente des Seins: Das ewig Runde des Eis, das Feste und doch Pulverige des Mehls und das Flüssige des Wassers. Gemeinsam bilden sie das Cremige des Teigs. Zusammen mit dem vierten Element, der energiekäsigen Hitze, entstand der Leib unseres geliebten Spaghettimonsters, Tomatensauce und Käse auf Es.
Aber verkündet Es auch die Wahrheit? Nicht irgendeine vorläufige Wahrheit, die Wissenschaftler mit ihren Apparaten suchen. Nein, mir geht es um die nudelige Wahrheit, um die nudeligste aller Wahrheiten. Nudellose Wahrheiten toleriere ich natürlich trotzdem und sie genießen meinen allerhöchsten Respekt – aber nur, wenn sie wahr sind. Trotzdem ist der Teig eine Metapher von Anfang und Ende, von der Vernudelung der Rohnudelmasse nach den ewigen Gesetzen der Freude und des Frohsinns.
Nichts Falsches liegt im Teig, da er alle Gegensätze in sich vereint. Kann etwas wahrer sein, als die Wahrhaftigkeit der innigen Wonne mit allem Sein, geknetet zur höchsten Erbauung aller Pastafari und aller Piraten, die die Welt vor der Klimaerwärmung retten, die einst ein Pizzaboden (Hier geht die Exegese zur traditionellen Lesart des Pastafaritums ein wenig auseinander, die von Berg, Baum und Zwerg berichtet, die zuerst da waren. Aufgelöst werden kann dieser Streit der pastafarischen Theologie vermutlich dadurch, dass der Pizzaboden einen feinstofflichen Zustand der Welt beschreibt, bevor sie sich in Berg, Baum und Zwerg manifestierte) war? Sie hatte sich dank der Transmutation aus der Feinstofflichkeit durch unser geliebtes Spaghettimonster, Tomatensauce und Käse auf Es, zur ewigen Kugel verwandelt, dem Heim der Glückseligkeit, die nur noch übertroffen wird durch Sein dogmenfreies Paradies voller sprudelnder Biervulkane, Stripperfabriken, Flüssen aus Rum, der keinen dicken Kopf macht, Bergen aus leckerster Pasta, Tomatenfeldern und Käseozeanen, die alle keinen dicken Körper machen – kurz: dem Piradies.
Neulich habe ich den Einwand gehört, es gäbe neben vielen anderen Göttern einen weiteren Gott, der größer sei als unser geliebtes Spaghettimonster, Tomatensauce und Käse auf Es. Der hätte eine viel bessere Wahrheit. Doch das sind infame Lügen der in schwarzen Kutten auftretenden Piratenjäger, die die nudelige Wahrheit vernichten wollen.
Dabei sind sie sehr ungeschickt. Anstatt sich, wenn sie schon nicht eine unserer nudeligen Wahrheiten anerkennen wollen, eine eigene glaubwürdige Wahrheit auszudenken, haben sie ein bronzezeitliches Comedy-Programm des Wints‘ar Eburtar, dem Hofnarren am Hofe des assyrischen Herrschers Tiglat-Pilsener III., übersetzt, in dem dieser sich alle Mühe gab, sein erlauchtes Publikum nach Kräften zu veralbern. So übertraf er alle Comedians mit seiner „Entstehung der Erde“ – in der Saison 612 – 611 v. Chr. der absolute Lachschlager in ganz Mesopotamien. Allerdings endete die Karriere Wints’ar Eburtars abrupt in einer üblen Steinigung, als er aus dem Stehgreif noch die Geschichte einer sprechenden Schlange dazu dichtete, die eine Frau zum Obstverzehr animierte, worüber ein alter Gott, der im Schlafrock durch seinen Garten lustwandelte, so erzürnt war, dass er die Menschheit bis ans Ende aller Tage büßen lassen wollte – und erst wenn sein Sohn qualvoll hingerichtet wäre, wolle er bedingt ablassen von seinem Starrsinn. Das war denn zu viel für die Assyrer, die an seriösere Götter gewöhnt waren.
Das Programm überlebte jedoch in 31 Keilschrifttafeln, wurde durch einen Produzenten medizinischer Feuersteinmesser übersetzt und wird seitdem mit allerlei Ausschmückungen – unter anderen durch einen Zimmermannsgesellen und einen Fischer – noch immer erfolgreich verkauft. Allerdings erhalten die iranischen Nachfahren (und auch ein nach Deutschland ausgewanderter Teil, der noch heute im gleichen Geschäft tätig ist) von Wints’ar Eburtar keinen Cent aus den Tantiemen, weil es im Zuge einer an Piraterie erinnernden Nacht- und Mittelalteraktion einfach als „Gottes Wort“ ausgegeben wurde.
Liebe Freunde, wie viel dreister kann man noch sein? Das Schlimmste allerdings ist, das heute bei vielen das Wissen verloren ging, dass es sich um Comedy handelt, ja – schlimmer noch – dass es heute von einigen sogar geglaubt wird.
Doch davon sollten wir uns nicht abschrecken lassen. Selbst das Fernsehen hat mittlerweile in uns das Original erkannt, das so seriös erscheint, dass uns niemand mit den albernen Comedian-Imitationen verwechselt.
Also, liebe Pastafari, liebe Mitbrüder und Mitbrüderinnen, Mitpiraten und Mitmenschen komme ich zu dem einzig möglichen Schluss: Im Teig liegt mindestens eine Wahrheit! Jedes Pasta-Kochbuch enthält mehr davon, als dieses abgekupferte „Wort Gottes!“. Selbst das Wasser, in dem die geheiligte Nudel gekocht wurde, ist wahrhaftiger, als Gottes Schweigen. Doch haben wir Mitleid mit den Irregeleiteten. Leuchten wir ihnen mit unseren Rumfahnen ins Piradies, räumen wir ihnen unsere Gott-zurück-Garantie ein und reservieren wir ihnen einen Platz in der Stripperfabrik oder am Biervulkan. Denn unser geliebtes Spaghettimonster, Tomatensauce und Käse auf Es, wacht mit seinen nudeligen Anhängseln über alle Menschen, die Es alle gleich lieb hat – egal, ob sie sich assyrische Comedy in einer schlechten Übersetzung anhören oder endlich das Licht unserer Wahrheit erblickt haben.
In al dente Ramen!
Euer Bruder Pasta Basta