Heute ist sie ein Thema in allen Medien: Die Demo des Bündnisses „Der Papst kommt“. Viel zu wenig zwar im Vergleich zur Papsthofberichtserstattung der meisten, aber niemand konnte sie völlig weglassen. Zu mächtig war sie nach anfänglich dezentem Start später doch noch geworden. Wohl um die 15000 Leute waren es am Ende. Einen schönen Bericht gibt es hier. Weitere werden folgen. Deshalb möchte ich jetzt nicht so sehr von der Demo erzählen, sondern einfach mal von dem, was wir selbst an diesem Tag erlebten.
Eigentlich begann es schon am Abend zuvor. Die gbs hatte eine Buchlesung organisiert. Bei dem Thema „Heilige Scheisse: die Hand Gottes kommt“ durften wir einfach nicht fehlen. Beide Bücher wurden interessant präsentiert und sind durchaus zu empfehlen. Besonders wer sich von dem etwas deftigen Titel „Heilige Scheiße“ abhalten lässt, dieses Buch zu lesen, macht wohl einen großen Fehler. Wer es hingegen gern noch deftiger mag konnte sich reichlich mit Heiligem Stuhl eindecken. :))
Eins wurde schon an diesem Abend klar. Die Demo und die Veranstaltungen im Umfeld waren nicht nur eine Gelegenheit, seine Meinung passend zum Ausdruck zu bringen, sondern auch eine, alte Freunde wieder zu sehen und neue kennen zu lernen. Plötzlich waren da Gesichter, die man sonst nur aus Facebook kannte. Es war also genau so, wie wir Pastafari das am liebsten mögen: Ein ernstes Anliegen mit viel Freude verbinden.
Aber auch ganz neue Kontakte kamen zustande. Der mit dem Freibeuter Oskar war wohl der bedeutendste. Der hatte die tolle Idee, mit uns ein wirklich fliegendes Spaghettimonster zu bauen. Schon 10:00 morgens trafen wir uns, um die ersten Ballons zu bemalen. Zwei große, die Fleischbällchen, waren mit Helium gefüllt und sollten die andern mit tragen. Gemalt wurde auf offener Straße direkt vor dem Ballongeschäft.
Als die Farbe wieder trocken war gings an das Zusammenbauen. In einer stillen Ecke am Potsdamer Platz klappte das ganz gut. Wir waren richtig stolz, als unser Monster planmäßig vom Boden abhob.
Als wir fertig waren, ging es direkt auf den Platz. Dort wurden wir sofort massenhaft fotografiert und gefilmt. Wir werden wohl auf einigen Videos zu sehen sein wie hier, da und dort. Auch im lifestream waren wir zu sehen und selbst das Kirchenradio hat von uns Notiz genommen. Auch interviewt wurden wir reichlich. Jeder von uns war mal dran, die meisten mehrmals. Freunde, die uns begrüßen wollten, hatten zunächst kaum ein Chance so waren wir von Medienvertretern umringt.
Auch die ARD wollte uns unbedingt. Wir wurden zu einer kurzen Liveschaltung gebeten, bei der wir auch ein Statement abgeben sollten. Gemeinsam mit den Heimkindern und ihrer Nonne sowie Vertretern der schwul-lesbischen Gruppen wurden wir im Halbkreis aufgestellt und warteten auf die Direktschaltung. …und warteten…und warteten…und warteten. Als die dann endlich kam, kam aber nur der Moderator zu Wort. Wir waren lediglich Hintergrund für seine Worte. Ein schöner Anschiss und haufenweise verschwendete Lebenszeit, wie ein alter Freund von mir in solchen Momenten zu sagen pflegt. Vielleicht war ich selbst dran schuld. Als mich eine Reporterin des ARD im Vorfeld mit Kameramann befragte, warum wir an der Demo teilnehmen, war ihr sofort an der Gesichtsentgleisung anzusehen, die Antwort passte ihr nicht: „Wir sind hier, weil wir dagegen sind, dass dem letzten Diktator Europas, dem Oberhaupt des einzigen Staates hier, der immer noch nicht die Menschenrechte anerkannt hat, die Gelegenheit gegeben wird, im Bundestag zu reden“.
Vielleicht war aber auch ein Vertreter der Heimkinder schuld, der sich in der Wartezeit beschwerte, dass die ARD zum Hofberichtssender des Papstes verkommen wäre. Kommentar des ARD-Reporters: „Wir sind doch auch hier“. Stimmt, aber was sind die ca. 30 sec. Liveschaltung von der Demo gegen die stundenlange Hofierung des Papstes.
Die Warterei ging weiter, diesmal auf den Start der Demo. Die Polizei hatte „vergessen“ rechtzeitig die Straße zu sperren, auf der die Demowagen von ihrem Stellplatz zum Potsdamer Platz kommen sollten. Dadurch war aber genug Zeit, sich mal umzusehen, wer noch so auf dem Platz war. Das waren einige. Freunde aus anderen Städten, andere Pastafari, auch Facebookfreunde, mit denen es hier zum „Erstkontakt“ kam. Aber auch allerhand Prominenz.
Mina Ahadi, die Vorsitzende des Zentralrats der Exmuslime und
Michael Schmidt-Salomon, Vorstandsprecher der Giordano-Bruno Stiftung,
beide die Schlussredner der Demo, waren da und jede Menge Päpste. Einer kam sogar frisch aus dem Polizeiarrest. Was wohl daran lag, dass er nicht alleine unterwegs war sondern den Herrn an der Seite hatte, dem die Kirche erst zur Macht verholfen, anschließend wunderbar mit ihm zusammengearbeitet und später, als der große Diktator schon den Geist aufgegeben hatte, immerhin seine Getreuen über die Rattenlinie ins sichere Ausland gebracht hatte. Warum die Polizei diesen Herrn Adolf Hitler nicht leiden konnte, ist mir ein Rätsel. Der war doch richtig zum Ankuscheln.
Endlich ging dann die Demo los und es kam untwegs massenweise zu interessanten Gesprächen wie mit Inge Denker. Deren Mann war selbst Opfer von „Übergriffen“ kirchlicher Herren, was sie beeindruckend verarbeitet hat.
Wir waren schon so lange unterwegs, für die Abschlusskundgebung reichte unser Stehvermögen nicht mehr. Aber irgendwie wollten wir den Abend doch noch ausklingen lassen. Weil der Hunger auf gute Pasta inzwischen ziemlich groß war, gings, wen wundert es, mal wieder zu unserem Stammitaliener. Ein schöner Abschluss für einen schönen Tag und eine Sache, die ganz sicher etwas Bewegung in das Denken und Handeln vieler gebracht hat.